Was ist eine Typfabrik?

Teil 2: Typfabrik – Ein innovatives Konzept für die moderne Fabrikplanung

Im ersten Teil unserer Reihe haben wir uns mit der Bedeutung von Wandlungsfähigkeit und deren Herausforderungen in der Fabrikplanung befasst. Im 2. Teil unserer Reihe geht es um das Konzept der Typfabrik. Wie sieht sie in der Theorie aus und was sind ihre Vorteile? Wir zeigen es Ihnen!

  • umfassender Standardisierungsprozess mit dem Ziel der Optimierung von Herstellungs- und Logistikkosten
  • ermöglicht Standardisierung und bietet gleichzeitig Risikominimierung in bewegten Märkten
  • Typfabrik als Zukunftsmodell zur stetigen Anpassung der Produktionskapazitäten

Einleitung

Die Herausforderungen der Globalisierung und die Expansion in neue Märkte erfordern von Unternehmen neue, flexible Strategien. Traditionelle Ansätze wie die Errichtung von Niederlassungen oder Fusionen mit großen finanziellen Risiken und langen Planungszeiten sind oft nicht effizient genug. Hier setzt das Konzept der Typfabrik an, das auf der PLUG+PRODUCE Philosophie basiert. Diese Strategie zielt darauf ab, durch standardisierte, modulare Fabriksysteme eine schnelle und risikominimierte Expansion zu ermöglichen. Die Idee ist, Fabriken so zu standardisieren, dass sie wie ein Fast-Food-Restaurant repliziert werden können, angepasst an die spezifischen Bedingungen des jeweiligen Standorts. Dies erlaubt eine schnelle Skalierung und Anpassung, was besonders in einem dynamischen globalen Markt von Vorteil ist.

Ganzheitliche Prozesseffizienz und stufenweiser Ausbau

Die Typfabrik verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz zur Prozesseffizienz. Durch standardisierte Produktionssysteme und eine modulare Bauweise können Fabriken schrittweise und bedarfsorientiert erweitert werden. Dies ermöglicht eine flexible Anpassung an unterschiedliche Marktanforderungen und minimiert die Störungen im laufenden Betrieb. Eine schnelle Realisierung und die Möglichkeit, internationale Märkte effizient zu erschließen, sind zentrale Vorteile dieses Ansatzes.

Eine Typfabrik kann initial mit einer minimalen Konfiguration starten, um Kosten zu sparen und Risiken zu minimieren. Diese Konfiguration kann dann stufenweise erweitert werden, basierend auf der Marktnachfrage und anderen wirtschaftlichen Faktoren. Jede Erweiterungsstufe ist so konzipiert, dass sie ohne große Unterbrechungen des laufenden Betriebs umgesetzt werden kann.

Was ist eine Typfabrik?

Die Typfabrik ist das Ergebnis eines umfassenden Standardisierungsprozesses. Ziel ist es, ein Optimum an Herstellungs- und Logistikkosten zu erreichen, das für verschiedene Betriebszustände und Zeiträume gilt. Die Maximalkapazität stellt dabei das Gesamtkostenoptimum dar, während andere Betriebszustände kostenseitige Suboptima darstellen. Übersteigt der Marktbedarf die Kapazität, wird die Fabrik dupliziert statt erweitert. Dies ermöglicht eine effiziente Nutzung der Ressourcen und eine schnelle Anpassung an Marktveränderungen.

Einfluss der Kostenarten auf die Planung der Typfabrik (Hildebrand, T.; Günther, U.; Mäding, K.; Opitz, A.; Schmiedl, N.: Integratives Konzept zum stufenweisen Ausbau einer Typfabrik. In: Tagungsband „Vernetzt planen und produzieren“ (VPP2003), Wissenschaftliche Schriftenreihe des IBF, Sonderheft 7, TU Chemnitz, 22.-23.-09.2003, S. 190-198)

Ein charakteristisches Merkmal der Typfabrik ist ihre Fähigkeit zur schnellen Duplikation. Wenn der Marktbedarf die Kapazität einer Typfabrik übersteigt, wird nicht die bestehende Fabrik erweitert, sondern eine neue, identische Fabrik wird gebaut. Dies vermeidet die Komplexität und Kosten, die mit einer Erweiterung verbunden sind, und stellt sicher, dass die neue Fabrik schnell in Betrieb genommen werden kann.

Das Planungsleitbild der Typfabrik

Das Leitbild der ganzheitlichen Prozesseffizienz orientiert sich an einer auslastungsorientierten Harmonisierung des Ressourceneinsatzes. Dies umfasst die Dimensionierung von Produktionstechnik, Personal und Gebäude zu einem Gesamtkostenoptimum. Die Planung erfolgt unabhängig von den aktuellen unternehmerischen Restriktionen und zielt auf minimale Stückkosten ab. Eine Lebenszykluskostenbetrachtung hilft dabei, langfristig die Gesamtkosten zu minimieren und die Effizienz zu maximieren.

Eine entscheidende Komponente dieses Ansatzes ist die ganzheitliche Betrachtung der Fabrik über alle Phasen ihres Lebenszyklus. Dies bedeutet, dass alle Aspekte der Fabrik, von der Planung über den Bau bis hin zur Wartung und Stilllegung, berücksichtigt werden. Dies ermöglicht eine genauere Vorhersage der Kosten und eine bessere Optimierung der Ressourcen.

Vorteile der Typfabrik

Die Typfabrik zeichnet sich durch mehrere Vorteile aus:

  1. Schnelle Realisierung: Die modulare Bauweise ermöglicht eine rasche Inbetriebnahme. Dies ist besonders wichtig in einem Markt, der sich schnell verändert und in dem Zeit ein entscheidender Faktor ist.
  2. Flexibilität und Skalierbarkeit: Kapazitäten können stufenweise erweitert werden. Dies erlaubt es Unternehmen, ihre Produktion schrittweise an die Nachfrage anzupassen, ohne unnötige Kosten für Überkapazitäten zu verursachen.
  3. Kostenreduktion: Durch standardisierte Prozesse und die Wiederverwendung von Unterlagen und Erfahrungen können Kosten gesenkt werden. Dies betrifft sowohl die Planungs- als auch die Betriebskosten.
  4. Risiko minimieren: Die Investitionen können besser kontrolliert und aufgeteilt werden. Dies reduziert das finanzielle Risiko, insbesondere in unsicheren Märkten.

Standardisierung und Typfabrik: Kein Widerspruch

Während die Standardisierung in der Produktion und bei Prozessen bereits etabliert ist, ist die Standardisierung ganzer Fabriken noch neu. Die Typfabrik setzt hier an und bietet durch die Modularität und Standardisierung eine effiziente Lösung. Erste Ansätze sind in der Industrie wahrzunehmen. Denn eine standardisierte Fabrik kann als Produkt vermarktet werden und ermöglicht eine schnelle und kosteneffiziente Expansion.

Ein wesentlicher Aspekt der Typfabrik ist die Möglichkeit, diese an verschiedenen Standorten mit minimalen Anpassungen zu implementieren. Dies bedeutet, dass die grundlegenden Strukturen und Prozesse standardisiert sind, wodurch die Planungs- und Genehmigungsverfahren erheblich verkürzt werden können. Die Vorteile der Standardisierung umfassen nicht nur die Reduzierung der Planungs- und Betriebskosten, sondern auch eine verbesserte Qualitätssicherung und eine schnellere Markteinführung.

Der Stufenplan zur Kapazitätserweiterung

Der Stufenplan ermöglicht einen gezielten und risikominimierten Ausbau der Produktionskapazitäten. Beginnend mit einer Minimalkonfiguration wird die Fabrik schrittweise erweitert, um den Marktanforderungen gerecht zu werden. Jede Stufe ist so gestaltet, dass sie die Produktionskapazität optimal erweitert und dabei die Fixkosten pro Produkt minimiert. Diese Methode bietet nicht nur wirtschaftliche Vorteile, sondern reduziert auch das Investitionsrisiko.

Entwicklungsstufen zur Typfabrik (Hildebrand, T.; Günther, U.; Mäding, K.: PLUG+PRODUCE Gestaltungsstrategien für die wandlungsfähige Fabrik, TU Chemnitz, IBF, 2005)

Die stufenweise Erweiterung ermöglicht es Unternehmen, ihre Investitionen zu steuern und anzupassen, basierend auf der tatsächlichen Marktentwicklung. Dies bedeutet, dass Unternehmen nicht in eine große Anlage investieren müssen, bevor der Bedarf wirklich vorhanden ist, sondern ihre Kapazitäten entsprechend der Nachfrage schrittweise erhöhen können. Dies reduziert das Risiko und die finanziellen Belastungen und ermöglicht eine bessere Kontrolle über die Produktionskosten.

Die Typfabrik als Zukunftsmodell

Die Typfabrik bietet eine innovative Lösung für die Herausforderungen der modernen Fabrikplanung. Durch Standardisierung, Modularität und eine schrittweise Erweiterung können Unternehmen effizient und flexibel auf Marktveränderungen reagieren. Die initiale Investition in die Planung und Konzeption wird durch langfristige Effizienzgewinne und reduzierte Risiken ausgeglichen. Unternehmen, die auf Typfabriken setzen, sind besser gerüstet, um in einer dynamischen globalen Wirtschaft erfolgreich zu bestehen.

Die Implementierung des Typfabrik-Konzepts erfordert eine umfassende Planung und eine genaue Analyse der Marktanforderungen und Produktionskapazitäten. Unternehmen müssen bereit sein, in neue Technologien und Prozesse zu investieren und eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und Innovation zu fördern. Mit der richtigen Strategie und Umsetzung bietet die Typfabrik jedoch das Potenzial, die Effizienz und Flexibilität der Produktion erheblich zu steigern und Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Ausblick auf Teil 3 unserer Serie zu PLUG+PRODUCE

Nach unserem detaillierten Blick auf das Prinzip Typfabrik verbunden mit der Antwort auf die Frage, wie sich Produktionskapazitäten schrittweise ausbauen lassen, wollen wir im letzten Teil in die Praxis gehen. Wo und wie wird das Konzept umgesetzt? Das lesen Sie in Teil 3 unserer Reihe! Abonnieren Sie jetzt unseren Blog und Sie gehören zu den ersten, die den Abschluss unserer Artikelserie “Wandlungsfähigkeit in der Fabrikplanung” online lesen können.

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